Einen lang gehegten Wunsch können wir uns in dieser Saison erfüllen. Herbert Blomstedt kommt am 1. Juni 2019 nach Weiden, und zwar mit dem fabelhaften Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Seit seinem ersten Konzert in Weiden 1996 mit den Bamberger Symphonikern schätzen wir diesen Dirigenten außerordentlich. Oft sind wir nach Leipzig und München, jetzt auch nach Salzburg gefahren, um Konzerte mit ihm erleben zu können und ihn zu sprechen. Weiden ist ihm in bester Erinnerung, die Max-Reger-Halle und besonders die Familie Hans Robert Thomas. Nobel, charmant, uneitel, bescheiden. Gerade diese Eigenschaften, die man nur wenig mit dirigentischem Herrschaftsanspruch in Einklang bringen kann, besitzt Herbert Blomstedt in höchstem Maß. Er ist ein Musiker, dessen fachliche Kompetenz und natürliche Autorität allen äußerlichen Nachdruck überflüssig macht. Sein Wirken als Dirigent ist untrennbar verknüpft mit seinem religiösen und menschlichen Ethos. Entsprechend verbinden sich in seinen Interpretationen große Partiturgenauigkeit und analytische Präzision mit einer Beseeltheit, die die Musik zu pulsierendem Leben erweckt. So hat er sich in den mehr als sechzig Jahren seiner Karriere den uneingeschränkten Respekt der musikalischen Welt erworben. Viele herausragende Ensembles weltweit konnten mit dem hoch angesehenen schwedischen Dirigenten mit amerikanischem Geburtsort und künstlerischer Ausbildung in Uppsala, New York, Darmstadt und Basel zusammenarbeiten. Mit über neunzig Jahren steht Herbert Blomstedt nach wie vor mit enormer geistiger und körperlicher Präsenz, voller Elan und künstlerischem Tatendrang am Pult der führenden internationalen Orchester. Das Symphonieorchester des BR gehört zu seinen bevorzugten Orchestern. Jetzt, im hohen Alter, möchte er nur noch seine Lieblingswerke dirigieren, darunter die hierzulande selten gespielten nordischen Komponisten.
So hören wir die Vierte Symphoniedes Finnen Jan Sibelius, ein nachdenkliches, teils rätselhaftes Werk von düsterer Klangschönheit. Sibelius schrieb es 1910/11 als seine spezifische Antwort auf die modernen Strömungen um Schönberg und Strawinsky. Der schwedische Spätromantiker Wilhelm Stenhammar (1871-1927) ist hier weitgehend unbekannt – Herbert Blomstedt schätzt ihn sehr. Ein klangvolles Intermezzo aus der Kantate Sangen, op. 44 wird erklingen. Nach der Pause bleiben wir im Norden: Seine Dritte Symphonie, die „Schottische“,schrieb Felix Mendelssohnnach einer Schottlandreise, wo ihn die Herbheit der Natur zutiefst beeindruckt hatte. Diese Symphonie hielt Mendelssohn übrigens für seine beste.
Dr. Harald Roth
Di 01.06.2021 20.00 Uhr
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Herbert Blomstedt Leitung
- Jean Sibelius
Symphonie Nr. 4 a-Moll, op. 63 - Wilhelm Stenhammar
Intermezzo aus „Sången“, op. 44 - Felix Mendelssohn
Symphonie Nr. 3 a-Moll, op. 56 „Schottische“