Wegen einer schweren Erkrankung des Geigers Christian Stadelmann musste das Philharmonia Quartett Berlin das geplante Konzert absagen. Wir freuen uns, dass sich für diesen Termin adaequater Ersatz gefunden hat: das Varian Fry Quartett, junge Mitglieder der Berliner Philharmoniker, die als Quartett vom Philharmonia Quartett betreut wurden. Die vier Musiker gründeten in der Spielzeit 2012/2013 ihr Quartett, das sie nach dem amerikanischen Journalisten und Freiheitskämpfer Varian Fry benannten.
Der Grundstein für diese junge Formation wurde allerdings schon in der Spielzeit 2007/2008 gelegt: Damals fanden drei der vier Musiker bereits als Stipendiaten der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker zum Quartett-Spiel zusammen. Die Freude am gemeinsamen Musizieren in der Königsdisziplin der Kammermusik hinterließ den leidenschaftlichen Wunsch, neben der Orchestertätigkeit in einem festen Streichquartett zu musizieren.
Die Verbundenheit der beiden Streichquartette zueinander ist bis heute greifbar. So spielt die Cellistin des Varian Fry Quartetts, Rachel Helleur, das Cello des leider viel zu früh verstorbenen ehemaligen Cellisten des Philharmonia Quartetts Jan Diesselhorst. Darüber hinaus ist der musikalische Austausch mit Christian Stadelmann immer eine Quelle der Inspiration für das junge Streichquartett geblieben.
Das Varian Fry Quartett gab sein erstes öffentliches Konzert bei den Osterfestspielen 2013 in Baden-Baden. Seither spielten die vier Musiker Konzerte im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, bei den Brühler Schlosskonzerten, in New York beim größten klassischen Radiosender des Landes WQXR, in der Carnegie Hall sowie in Los Angeles. Im Januar und Februar 2018 unternahm das junge Quartett seine erste große und viel umjubelte Japan-Tournee.
Das für den 20. Januar 2019 geplante Programm ändert sich nur wenig. Anstelle des 3. Streichquartetts von Schostakowitsch erklingt sein 8. Quartett.
W.A.Mozarts Streichquartett in G-Dur KV 387, das erste der sechs Quartette, die Mozart seinem väterlichen Freund Josef Haydn gewidmet hat, und deren Komposition „Frucht einer langen und mühevollen Arbeit“ war, wie es Mozart in seiner Widmung schreibt.
Erst 1938, im Alter von 32 Jahren, begann Dmitri Schostakowitsch mit der Komposition von Streichquartetten. Bis zu seinem Tod 1975 legte er 15 Quartette vor, Werke, bei denen er sich vor politischer Einflussnahme sicher fühlte und in denen er seine intimsten Gedanken kundtat. Sein achtes Quartett op. 110 von 1960, in Dresden unter dem Eindruck der zerbombten Stadt kompomiert, trägt autobiographische Züge. Die Ecksätze sind Fugati über Schostakowitschs Namenssymbol d-es-c-h. Der zweite Satz ist ein aggressiver Marsch, der dritte ein makabres Scherzo. Die motivische Basis für den vierten Satz bilden drei akzentuierte Akkordschläge, die für grobe und sinnlose Gewalt stehen.
Maurice Ravel schrieb sein einziges Streichquartett 1902/03, wobei er sich durchaus auf Debussys Quartett von 1893 bezog. Es war sein letzter Versuch, den begehrten Rompreis des Conservatoire zu erhalten. Wegen diverser Regelverstöße scheiterte auch dieser Versuch, was aber der bis heute andauernden Popularität dieses genialen, klangsinnlichen Werkes keinen Abbruch tut.
Dr. Harald Roth
Varian Fry Quartett
Marlene Ito Philipp Bohnen Violine
Martin von der Nahmer Viola
Rachel Helleur Cello
- Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett G-Dur, KV 387 - Dmitri Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 8 in c-Moll, op. 110 - Maurice Ravel
Streichquartett F-Dur