Das 1996 gegründete Jerusalem Quartet gehört in der an hervorragenden Streichquartetten heute so reichen Musikwelt zu den besten. „Intonationsreinheit und Klangbalance, staunenerregende Virtuosität, die nachgerade entspannte Gemeinsamkeit im Phrasieren und die Lust an ausdifferenzierter Klangfülle zeichnen dieses Quartett besonders aus: Streichquartettkunst ersten Ranges als gleichsam orchestrales Klangerlebnis.“ Dieser Rezension Harald Eggebrechts, des Streicherspezialisten der SZ, ist wenig hinzuzufügen. Uns erscheint der dunkle Klang des Ensembles immer wie schwerer Rotwein. Erleben können wir dieses Weltklassequartett am 12. Mai 2024 um 18.00 Uhr mit einem wunderbaren Programm.
Es beginnt mit Felix Mendelssohns 1. Streichquartett in Es-Dur op. 12 von 1829, ein Quartett, das der Beschäftigung des 20jährigen Mendelssohn mit den späten Streichquartetten Beethovens entspringt. Der zweite Satz „Canzonetta“ gehört zu den genialsten Einfällen dieses hochbegabten Komponisten.
Allzu selten sind Werke von Paul Ben-Haim zu hören. Geboren 1897 als Paul Frankenburger in München, studierte er an der dortigen Musikhochschule. Er war zunächst Assistent von Bruno Walter und Hans Knappertsbusch, später (von 1924 bis 1933) war er Kapellmeister in Augsburg. 1933 emigrierte er nach Palästina und nannte sich forthin Paul Ben-Haim. Seit 2020 gibt es ein Ben-Haim-Forschungsszentrum an der Münchener Musikhochschule. In unserem Konzert erklingt sein erstes Musikstück, das er in Palästina geschrieben hat (1937), sein 1. Streichquartett op. 21. Ursprünglich geschult an Hugo Wolf, Max Reger und Richard Strauss, wendete sich Ben-Haim in Palästina eher der Musik Debussys und Ravels zu, wie dem klangvollen 1. Streichquartett anzuhören ist, eine spannungsvolle Komposition mit einem rasanten 2. Satz.
Claude Debussy schrieb sein einziges Streichquartett im Jahr 1892 an der Schwelle zum Impressionismus. Viersätzig entspricht die Form noch ganz der Tradition, doch die Harmonik nähert sich bereits deutlich impressionistischen Klängen. Aus einem einzigen Kernmotiv werden durch Abwandlungen die Themen aller vier Sätze gebildet. Ein Meisterwerk!