Am Sonntag, den 21. November 2021 erwartet uns ein Highlight der besonderen Art. Das in Weiden bestens bekannte Klavierduo Tal/Groethuysen, sicher eines der besten der Welt, hat uns bereits mit einer Reihe außergewöhnlicher Programme begeistert.

Diesmal gibt es ein ganz neues, vom Duo T/G angeregtes Werk des zeitgenössischen Komponisten Reinhard Febel (Professor für Komposition am Mozarteum Salzburg): 18 Studien nach Bachs „Kunst der Fuge“. Es mag merkwürdig klingen: Bachs einzigartige „Kunst der Fuge“ ist schon so komplex und so vollendet, was mag ein Komponist daran „verbessern“? Reinhard Febel lässt zunächst den Originaltext unangetastet, verändert aber die 14 Fugen und 4 Kanons nach bestimmten Prinzipien: Mal versetzt er die Obertonreihe, mal arbeitet er mit rein musikalischen Parametern, er zerlegt die Vorlage in die Bestandteile und fügt sie wieder zusammen.

Das Ganze ist an der Grenze pianistischer Möglichkeiten, „sauschwer zu spielen“, sagt Yaara Tal. Der klangliche Effekt kann so tun, „als ob die beiden Spieler nicht zusammenkommen, oder eine vermeintliche Zusatzstimme gewinnt mehr und mehr an Freiheit, um kurz vor Schluss des Kontrapunkts polternd das Weite zu suchen“. Dazu kommt für Yaara Tal noch eine Art der Demokratisierung: „Der Ideenkern der Fuge ist die Hierarchie. Die Themen sind die Herrscher und der Rest ist Episode. Bei Febel sind nach De- und nachfogender Rekonstruktion alle gleichberechtigt.“ Was bringt das dem Hörer? Ich meine, man erlebt dieses höchste Konzentration abverlangende, vollendete Kompendium der Fugentechnik völlig neu mit einer Gespanntheit, die die Komplexität dieser Fugen und Kanons gerade mit den Mitteln der Verfremdung schier körperlich erlebbar macht.

Zum Jahresende 2017 waren 14 Journalisten von der SZ gebeten worden, die „Erlebnisse, die sie im ausgehenden Jahr am meisten verzaubert haben“, zu schildern. Die Musikkritikerin der SZ, Rita Argauer, schilderte das Konzert mit Bach/Febel - Tal/Groethuysen im November 2017 als ihr intensivstes Konzerterlebnis.

Unter dem Titel „Bewegende Pein“ schreibt sie: Es ist paradox, wenn man sich in seinen Entführer verliebt. Doch das „Stockholm-Syndrom“, also die Zuwendung zu dem, was einen gefangen hält, geschieht auf artifizieller Ebene beim Konzert des Klavierduos Yaara Tal & Andreas Groethuysen im Herkulessaal. In der zweiten Hälfte des Konzerts spielen sie Reinhard Febels zeitgenössische Bearbeitung über Bachs „Kunst der Fuge“… Tal und Groethuysen spielen wie immer mit tiefem Verständnis und überraschender Präzision…diesen Brocken. Bachs letztes Werk, das diesen Todesschimmer der Unvollendung trägt, wird von Febel in ein andauerndes Zittern versetzt. Er spielt die Musiker gegeneinander aus. In rhythmischen Minimalstabständen klingen die Klaviere selten zusammen, sondern bilden einander ein permanentes Echo. Unfassbar enervierend und gleichzeitig von kaum auszuhaltender Schönheit. Aus Bachs Strukturtreue und dem Urthema entwickelt sich eine andauernde Spiegelung von Vergangenheit und Gegenwart - mystisch, verworren und grandios musiziert. Man wankt nach Hause danach, in der Hoffnung, dass das Duo dieses Stück bald aufnimmt, veröffentlicht und man diesem Peiniger so schnell wieder begegnen kann.

Das Werk ist inzwischen aufgenommen, 2020 veröffentlicht und bereits mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet worden. Eine wärmste Kaufempfehlung.
Dr. Harald Roth
So 21.11.2021 17.00 Uhr

Duo Tal & Groethuysen Klavierduo

  • Reinhard Febel
    18 Studien nach Bachs „Kunst der Fuge“ für 2 Klaviere

Tickets sind hier erhältlich

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