DAS KONZERT WURDE ABGESAGT.

 

Vor fünf Jahren spielte die amerikanische Cellistin Alisa Weilerstein in Weiden zusammen mit der Tschechischen Philharmonie Prag mit beispielhafter Intensität Dvořáks Cellokonzert – für uns ein außerordentliches Erlebnis. Seitdem verfolgen wir ihren künstlerischen Weg und besuchten mehrere ihrer Konzerte: Alisa Weilerstein ist eine der ganz Großen auf ihrem Instrument.

Die 1982 geborene Cellistin stammt aus einer Musikerfamilie (ihre Mutter Pianistin, ihr Vater Geiger im Cleveland Orchestra und Mitbegründer des Cleveland Quartet, ihr Bruder Dirigent). Schon mit 13 Jahren gastierte sie beim Cleveland Orchestra. Zunächst in Amerika, jetzt immer mehr in Europa spielt sie mit den besten Orchestern. Eine intensive Zusammenarbeit mit dem fabelhaften norwegischen Kammerorchester Trondheim Soloists besteht seit einigen Jahren. „Leidenschaft, Perfektion, berstende Intensität“ sind die Charakteristika dieses Ensembles. (Auch Anne-Sophie Mutter hat schon mehrere CDs mit diesem Orchester eingespielt.) Zwei Cellokonzerte werden im Konzert am Sonntag, 28. März 2021, erklingen, Josef Haydns Cellokonzert in D-Dur, eines der edelsten der Gattung, ein gefürchteter Prüfstein für jeden Solisten, und das Cellokonzert „Presence“, das der lettische Komponist Peteris Vasks im Jahr 2012 für Sol Gabetta geschrieben hat. Am Anfang steht eine mächtige Solokadenz, ein tiefgründiger Monolog des Cellos. Der virtuose schnelle Mittelsatz tendiert zu aggressiver Motorik. Ganz ruhig jedoch die beiden langsamen Ecksätze. Der Schlußsatz „findet wie ein Choral (gesungen von der Cellistin) vom Zweifel zum Glauben zurück“. Ein hinreißendes Werk, klangvoll mit weit ausschwingender Melodik: ein Cellofest!

Sehenswert ist die Aufzeichnung der Uraufführung: www.youtube.com/watch?v=JX6NaqScyT8

Gerahmt werden die beiden Cellokonzerte von Osvaldo Golijovs klangsüffiger, von Astor Piazzolla inspirierter Komposition „Last Round“ für zwei Streichquartette und Kontrabass und von Arnold Schönbergs „Verklärter Nacht“ op. 4. Im Februar 2020 war dieses Werk in Weiden zu hören in der Fassung für Streichsextett von 1905, gespielt vom Sestetto Stradivari. Diesmal erklingt die von Schönberg im Jahr 1917 überarbeitete Fassung für Streichorchester. Inspiriert ist das Werk von Richard Dehmels gleichnamigem Gedicht. Es beschreibt den Gang eines Paares im Mondschein, bei dem die Frau ihrem Liebhaber gesteht, dass sie ein Kind von einem Anderen erwartet. Dabei trifft sie auf großmütiges Verständnis bei dem Mann, der das Kind als eigenes annehmen will. Dieser schwüle fin-de-siècle-Text animierte Schönberg zu einem der faszinierendsten Werke für Streicher. Die spätromantisch tonale Klangsprache fußt harmonisch stark auf Richard Wagners Tristan, greift aber auch zurück auf Brahms` Verfahren, thematische Arbeit durch permanente Weiterverarbeitung kleinerer Motive zu ersetzen. „Entwickelte Variation“ nannte Schönberg dieses Prinzip.

In den beiden Werken für Orchester wechselt Alisa Weilerstein ans 1. Pult der Cellisten und leitet von dort aus zusammen mit dem Konzertmeister das Ensemble. Über ein Konzert mit diesen Künstlern und mit ähnlichem Programm in München schrieb der Rezensent in der SZ: „Purer Genuss“.

Dr. Harald Roth




NT Ticket

So 28.03.2021 20.00 Uhr

Alisa Weilerstein mit Trondheim Solistene

Alisa Weilerstein Violoncello

Trondheim Solistene Kammerorchester

  • Osvaldo Golijov
    „Last Round“ für 2 Streichquartette
  • Peteris Vasks
    Konzert für Violoncello und Streicher „Presence“
  • Josef Haydn
    Konzert für Violoncello und Orchester in D-Dur
  • Arnold Schönberg
    „Verklärte Nacht” op. 4 (Fassung für Streichorchester)

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